Über unsere Heimatstadt Chemnitz kann
man einiges berichten, in dessen Beschreibung die Verwendung von
Superlativen durchaus gerechtfertigt ist. In vielen
Entwicklungsabschnitten - besonders dem Erstarken der deutschen
Wirtschaft - nahm Chemnitz einen der vorderen Ränge, wenn nicht sogar
den Spitzenplatz ein. Dennoch, kein heutiger Besucher unserer Stadt
würde den Satz "Chemnitz ist Dreh- und Angelpunkt der sächsischen
Luftfahrt" unwidersprochen lassen. Er stimmt trotzdem. Im Jahre 1927
nahm der Chemnitzer Flughafen mit regelmäßigen Linienflügen - unter
anderen nach Dresden und Bremen - und sieben Starts und Landungen
täglich, den ersten Platz unter den sächsischen Flughäfen ein.
Doch zur zeitlichen Abfolge der Entwicklung von Kappel und seines
Flughafens: Zunächst war Kappel ein kleines Amtsdorf in der Nähe des Chemnitzer
Benediktinerklosters. Der genaue Beginn der Dorfentstehung
ist leider nicht dokumentiert, doch wird davon ausgegangen, dass Kappel,
wie andere "innere Ringdörfer" des Klosters um 1000 gegründet wurde. In
einem Zinsregister des Klosters wurde es erstmals um das Jahr 1200
erwähnt. Kappel gehört damit zu den ältesten Ansiedlungen im heutigen
Chemnitzer Stadtbereich. Die Entwicklung des kleinen Dörfchens verlief
aber im Schatten der großen Stadt eher beschaulich. Erst als das
Benediktinerkloster im Jahr 1402 Land an die Stadt Chemnitz verkaufte,
darunter auch Flächen in der Gemarkung Kappel, wurde das Dorf erstmals
in Verbindung mit der nahen Stadt gebracht. Ab 1546 wird Kappel
schließlich als Teil des Chemnitzer Amtsbereiches eingegliedert, jedoch
nicht eingemeindet.
Es vergangen weiterhin mehr als 200 Jahre, dann riss die Chemnitz
ergreifende Industrialisierung den kleinen Vorort aus seinem
Dornröschenschlaf. Zwischen dem Ende des 18. und Mitte des 19.
Jahrhunderts entstanden im Gebiet von Koppel die ersten Manufakturen und
Fabriken. Etwa ab dem Jahr 1850 wurde der Raum für Industrieansiedlungen
im Chemnitzer Stadtgebiet immer knapper - die große Zeit für Kappel war
jetzt gekommen. Schlag auf Schlag wuchs die Bedeutung des Dorfes Für die
nahe Stadt Chemnitz. Die erste Großspinnerei mit Dampfmaschine entstand
um diese Zeit. Im Jahr 1854 folgte die erste Chemnitzer Gasanstalt, 1858
wurde Kappel ein Haltepunkt an der neuen Eisenbahnlinie Chemnitz-Zwickau, 1867 entstand eine Strickmaschinenfabrik, eine
Kammgarnspinnerei und eine Strumpfmaschinenfabrik, 1876 eine
Eisengießerei, 1880 ein Straßenbahndepot und 1886 eine Wirkwarenfabrik.
Eine Frage der Zeit schließlich, bis Kappel ganz in die Stadt Chemnitz
eingemeindet wurde. Am 1. Oktober 1900 war es dann soweit - Kappel wird
ein Chemnitzer Stadtteil.
Im Jahr 1924 pachtete der "Chemnitzer Verein für Luftfahrt und
Flugwesen" ein mehrere Hektar großes Gelände für den Flugbetrieb. Damals
fiel die Entscheidung gegen den Stadtteil Ebersdorf, welcher ebenfalls
für einen geplanten Flughafen im Gespräch war. Nach einer kurz
bemessenen Bauzeit wurde am 2. Mai des Jahres 1926 der Chemnitzer
"Großflughafen" in Kappel seiner feierlich Bestimmung übergeben.
Architekten des heute noch existierenden Flughafengebäudes waren die
Chemnitzer Kurt Müller und Georg Schwab. Auch das Restaurant "Ikarus"
wurde im gleichen Jahr eröffnet. Schon 1927 galt der Chemnitzer
Flughafen als der wichtigste in Sachsen. Regelmäßige Linienflüge in
andere deutsche Großstädte unterstrichen die Bedeutung von Chemnitz in
dieser Zeit. 1928 wurde das Flughafengebäude, genauer das Restaurant,
nochmals vergrößert. Nun gab es auch einen Saal. Im zweiten Weltkrieg
beherbergte der Chemnitzer Flughafen eine Fliegerschule und eine
Fliegerwerft für Kleinflugzeuge.
Nach Ende des Krieges wurde der Flugverkehr erst wieder ab 1958
aufgenommen. Zunächst konnten die Chemnitzer - zumindest diejenigen, die
es sich leisten konnten - Rundflüge mit einer Antonow über Chemnitz
buchen. Auch starteten wieder Linienflüge von Chemnitz. Nun waren
Berlin, Dresden, Erfurt und das Ostseegebiet erreichbare Ziele. Doch der
Flugbetrieb dauerte nur eine kurze Weile. Durch die allgemeinen
Reiseeinschränkungen, die auch für die Chemnitzer galten, verlor der
Flugplatz seine eigentliche Funktion. Von 1963 bis 1974 diente er noch
der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) als Übungsplatz für Motor-
und Segelflug sowie für den Fallschirmsport.
Ab 1975 bis 1982 entstanden auf dem Gebiet des ehemaligen Chemnitzer
Flughafens als Teil des DDR-Plattenbauprogrammes "Fritz-Heckert-Gebiet"
Wohnungen für etwa 10.000 Menschen.