Stadtwappen von Chemnitz          Chemnitz - im Wandel der Zeiten :: v.1.0 :: 01.10.03  
 
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3. Chemnitzer Stadtteile und Vororte

Kappel

  Buchtip: Vom Klosterdorf zur Industrievorstadt, Eine Chemnitzer Stadtteilgeschichte zu Kappel und Umgebung, Jörn Richter, Stefan Weber, Verlag Heimatland Sachsen GmbH, 1999, ISBN 3-910-186-27-0

Volkshaus "Kolosseum" auf der Zwickauer Straße
Volkshaus "Kolosseum" auf der Zwickauer Straße

Lützowstraße
Lützowstraße

Flughafengebäude an der Stollberger Straße 1935
Flughafengebäude an der Stollberger Straße 1935

Die selbe Perspektive in den 1990ern
Die selbe Perspektive in den 1990ern

  Text: Jens J. Schuster mit freundlicher Genehmigung

Über unsere Heimatstadt Chemnitz kann man einiges berichten, in dessen Beschreibung die Verwendung von Superlativen durchaus gerechtfertigt ist. In vielen Entwicklungsabschnitten - besonders dem Erstarken der deutschen Wirtschaft - nahm Chemnitz einen der vorderen Ränge, wenn nicht sogar den Spitzenplatz ein. Dennoch, kein heutiger Besucher unserer Stadt würde den Satz "Chemnitz ist Dreh- und Angelpunkt der sächsischen Luftfahrt" unwidersprochen lassen. Er stimmt trotzdem. Im Jahre 1927 nahm der Chemnitzer Flughafen mit regelmäßigen Linienflügen - unter anderen nach Dresden und Bremen - und sieben Starts und Landungen täglich, den ersten Platz unter den sächsischen Flughäfen ein.
Doch zur zeitlichen Abfolge der Entwicklung von Kappel und seines Flughafens: Zunächst war Kappel ein kleines Amtsdorf in der Nähe des Chemnitzer Benediktinerklosters. Der genaue Beginn der Dorfentstehung ist leider nicht dokumentiert, doch wird davon ausgegangen, dass Kappel, wie andere "innere Ringdörfer" des Klosters um 1000 gegründet wurde. In einem Zinsregister des Klosters wurde es erstmals um das Jahr 1200 erwähnt. Kappel gehört damit zu den ältesten Ansiedlungen im heutigen Chemnitzer Stadtbereich. Die Entwicklung des kleinen Dörfchens verlief aber im Schatten der großen Stadt eher beschaulich. Erst als das Benediktinerkloster im Jahr 1402 Land an die Stadt Chemnitz verkaufte, darunter auch Flächen in der Gemarkung Kappel, wurde das Dorf erstmals in Verbindung mit der nahen Stadt gebracht. Ab 1546 wird Kappel schließlich als Teil des Chemnitzer Amtsbereiches eingegliedert, jedoch nicht eingemeindet.
Es vergangen weiterhin mehr als 200 Jahre, dann riss die Chemnitz ergreifende Industrialisierung den kleinen Vorort aus seinem Dornröschenschlaf. Zwischen dem Ende des 18. und Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden im Gebiet von Koppel die ersten Manufakturen und Fabriken. Etwa ab dem Jahr 1850 wurde der Raum für Industrieansiedlungen im Chemnitzer Stadtgebiet immer knapper - die große Zeit für Kappel war jetzt gekommen. Schlag auf Schlag wuchs die Bedeutung des Dorfes Für die nahe Stadt Chemnitz. Die erste Großspinnerei mit Dampfmaschine entstand um diese Zeit. Im Jahr 1854 folgte die erste Chemnitzer Gasanstalt, 1858 wurde Kappel ein Haltepunkt an der neuen Eisenbahnlinie Chemnitz-Zwickau, 1867 entstand eine Strickmaschinenfabrik, eine Kammgarnspinnerei und eine Strumpfmaschinenfabrik, 1876 eine Eisengießerei, 1880 ein Straßenbahndepot und 1886 eine Wirkwarenfabrik. Eine Frage der Zeit schließlich, bis Kappel ganz in die Stadt Chemnitz eingemeindet wurde. Am 1. Oktober 1900 war es dann soweit - Kappel wird ein Chemnitzer Stadtteil.
Im Jahr 1924 pachtete der "Chemnitzer Verein für Luftfahrt und Flugwesen" ein mehrere Hektar großes Gelände für den Flugbetrieb. Damals fiel die Entscheidung gegen den Stadtteil Ebersdorf, welcher ebenfalls für einen geplanten Flughafen im Gespräch war. Nach einer kurz bemessenen Bauzeit wurde am 2. Mai des Jahres 1926 der Chemnitzer "Großflughafen" in Kappel seiner feierlich Bestimmung übergeben. Architekten des heute noch existierenden Flughafengebäudes waren die Chemnitzer Kurt Müller und Georg Schwab. Auch das Restaurant "Ikarus" wurde im gleichen Jahr eröffnet. Schon 1927 galt der Chemnitzer Flughafen als der wichtigste in Sachsen. Regelmäßige Linienflüge in andere deutsche Großstädte unterstrichen die Bedeutung von Chemnitz in dieser Zeit. 1928 wurde das Flughafengebäude, genauer das Restaurant, nochmals vergrößert. Nun gab es auch einen Saal. Im zweiten Weltkrieg beherbergte der Chemnitzer Flughafen eine Fliegerschule und eine Fliegerwerft für Kleinflugzeuge.
Nach Ende des Krieges wurde der Flugverkehr erst wieder ab 1958 aufgenommen. Zunächst konnten die Chemnitzer - zumindest diejenigen, die es sich leisten konnten - Rundflüge mit einer Antonow über Chemnitz buchen. Auch starteten wieder Linienflüge von Chemnitz. Nun waren Berlin, Dresden, Erfurt und das Ostseegebiet erreichbare Ziele. Doch der Flugbetrieb dauerte nur eine kurze Weile. Durch die allgemeinen Reiseeinschränkungen, die auch für die Chemnitzer galten, verlor der Flugplatz seine eigentliche Funktion. Von 1963 bis 1974 diente er noch der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) als Übungsplatz für Motor- und Segelflug sowie für den Fallschirmsport.
Ab 1975 bis 1982 entstanden auf dem Gebiet des ehemaligen Chemnitzer Flughafens als Teil des DDR-Plattenbauprogrammes "Fritz-Heckert-Gebiet" Wohnungen für etwa 10.000 Menschen.

Aktie der Maschinenfabrik Kappel von 1929
Aktie der Maschinenfabrik Kappel von 1929

Maschinenfabrik Kappel

Gründung im März 1872 als Sächsische Stickmaschinenfabrik. Ursprung 1860 in Kändler, 1867 nach Kappel verlegt. 1888 geändert in Maschinenfabrik Kappel AG. Übernahme und Fortbetrieb der Stickmaschinenfabrik von Albert Voigt in Chemnitz - Kappel. Spezialität: Handstick-, Schiffchen-, Stickmaschinen. Tüllwebstühle nach Roller- und Double-locker-System. Sägegatter und Holzbearbeitungsmaschinen. Gas-, Benzin-, Rohöl- und Sauggas-Motoren. Werkzeugmaschinen, Schnelldrehbänke und Fräsmaschinen. Schreibmaschinen. Eine hauptsächliche Beteiligung bestand an der Sächsischen Tüllfabrik AG. Der Aufsichtsrat bestand aus höchstens sechs angesehenen Persönlichkeiten aus Chemnitz und Plauen.

 

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 Stand: 1.4     04.02.06
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