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Quelle:
www.historisches-chemnitz.de mit freundlicher Genehmigung, Frank
Harreck-Haase
Gründung
und Aufschwung bis 1918
Entwicklung bis 1932
Die Wanderer-Werke vorm. Winklhofer & Jaenicke AG | |
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Im Februar 1885 erschien im "Chemnitzer Tageblatt" eine Anzeige und begründet den Anfang der Wanderer-Werke. In der Poststraße 38/39 (spätere Hausnummer 75) wurden zwei Räume unter der Firmierung "Winklhofer & Jaenicke - Chemnitzer Velociped-Depot" angemietet. |
Gründung und Aufschwung bis 1918 | |
![]() Poststraße 38/39 (später Hausnummer 75)
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Johann Baptist Winklhofer kam der Bauernsohn als Mechanikerlehrling aus Bayern. Vorher war er als Dreher im Königlichen-Bayrischen Hauptlaboratorium und in der Maschinenfabrik Huber in Ingolstadt beschäftigt. Es ist bekannt, daß der Radfahrer Winklhofer sein "Velociped" selbst baut. Das war damals meist ein Hochrad, daß nicht besonders komfortabel war und ständig die Gefahr eines Sturzes bestand. Das weckt Winklhofers Ehrgeiz. Er baut mehrere Räder und verkauft sie zum damaligen sehr hohen Preis von 500,- Mark. Winklhofer wird Radverkäufer und Radlehrer, was damals ein geachteter Beruf war. Hier trifft er auch Richard Adolf Jaenicke, einen Schlosser und Mechaniker, der in Dresden, mehreren deutschen Städten und sogar schon in den USA gearbeitet hatte. Jaenicke schlägt Winklhofer vor, ein gemeinsames Geschäft mit Nähmaschinen und Fahrrädern zu eröffnen, weil hier genug Geld zu verdienen ist. Die beiden einigen sich darauf, in "Chamtz" ein Geschäft zu eröffnen. Winklhofer spricht mit seinen Chef, der rät ihm ab. Doch Jaenicke überzeugt Winklhofer und gewinnt ihn für seine Idee. Am 15.Februar 1885 beginnt das junge Unternehmen mit ein paar Tausend Mark und einen Schraubstock. Mit dem Geld wird eine Werkstatt angemietet und eingerichtet, einige "englische" Velocipeds gebaut und die Miete für einen ständigen Radsportkurs bezahlt, der im "Elysium" läuft. Die ersten selbst gebauten Hochräder der beiden tragen die Bezeichnung "Wanderer". Da sie durch Präzision und elegante Konstruktion die Aufmerksamkeit der Käufer auf sich lenkten, mußte bald in größere Räumlichkeiten umgezogen werden. Bereits zwei Jahre nach der Gründung konnte in Mailand das "Diplom für beste Leistung" errungen werden. 1890 begann die Firma neben dem Fahrrad auch kleinere Werkzeugmaschinen und Härtereiöfen zu produzieren, die wegen Ihrer Qualität schnell im In- und Ausland Anerkennung fanden. Im Jahr 1895 war die Produktion dermaßen angewachsen, daß ein Fabrikgelände im Vorort Schönau gekauft werden mußte. 1896 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft und damit die Umbenennung in "Wanderer Fahrradwerke vorm. Winklhofer & Jaenicke A.-G." mit einem Kapital von 1,1 Millionen Mark, welches bereits 1897 auf 3 Millionen Mark erhöht wurde. 1898: Das Unternehmen beginnt mit dem Bau von Fräsmaschinen. In den folgenden Jahren festigte sich der Weltruf der Firma. Das Jahr 1901 ist in besonderer Weise bemerkenswert, da in diesem Jahr die Erfindung der Doppelübersetzungsnabe mit Freilauf und Rücktrittsbremse unter der Patentnummer D.R.P. 131486 angemeldet wurde. 1902 vollzog sich ein weiterer entscheidender Wandel, denn in diesem Jahr kamen die ersten Wanderer-Motorräder auf den Markt, die sich von Anfang an durch Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit auszeichneten. 1903 wurde die Produktion von Schreibmaschinen aufgenommen, die unter dem Namen "Continental" Weltruf erlangten. 1911: Die endgültige Konstruktion eines wirtschaftlichen Kleinwagens wird festgelegt: das "Wanderer Puppchen" mit Vierzylindermotor, 1,5 Liter Hubraum und 12 PS erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h. 1913 wird mit der Serienfertigung begonnen. Der sich wandelnde Produktionspalette wurde im Jahre 1908 Rechnung getragen, indem sich die Firma das "Fahrrad" aus ihren Namen strich und sich in "Wanderer-Werke vorm.Winklhofer & Jaenicke A.-G." umbenannte. Das Aktienkapital erreichte 1904 1,6 Millionen Mark und 1910 zwei Millionen Mark. Von den anfänglich 50m² wuchs die Firma auf 25000m², wovon 19000m² bebaut waren. Die Beschäftigtenzahl wuchs von den zwei Gründern anfangs auf 1500 Arbeiter und Angestellte. 700 Maschinen verrichteten ihren Dienst. 1915: Wanderer liefert Tausende von Motorrädern und Fahrrädern an das Heer. Der "Wanderer-Puppchen" bewährt sich im militärischen Einsatz. 1916: Produktion der ersten Continental-Addier- und Subtrahiermaschinen.
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Entwicklung bis 1932 | |
![]() Wanderer-Pavillon auf der Wiener Frühjahrsmesse Montage (Bilder
Deutsche Fotothek): |
1920: Die Continental-Addier- und
Subtrahiermaschine kann jetzt auch mit elektrischem
Antrieb gefertigt werden.
1921: Die erste Wanderer-Einfräsmaschine wird vorgestellt. 1923: Wanderer präsentiert den Kraftwagen mit 6/24 PS Motor. 1924: Die Wanderer Werke erscheinen mit einem Zweizylinder-Motorrad auf dem Markt. Das 4,5 PS Modell besaß Kickstarter, 3-Gang-Getriebe und Kettenantrieb. 1925: Der zwei- und dreisitzig gebaute 5/15 PS-Wagen wird vom neuen viersitzigen 5/20 PS Typ W 8 abgelöst. Im Fahrradbau wird eine Montagebahn als erste deutsche Einrichtung dieser Art in Betrieb genommen. 1926: Als erstes Wanderer-Automobil mit Linkssteuerung und Vierradbremse erscheint der Wanderer 6/30 PS Typ W 10 mit 1,55 Liter Vierzylinder-Motor, der in den folgenden Jahren das Rückgrat der Wanderer Automobilproduktion bilden wird. 1927: In Siegmar bei Chemnitz wird ein neues Werk errichtet, in das nach und nach der Automobil- sowie Werkzeugmaschinenbau überwechseln. 1928: Die Automobil-Ausstellung in Berlin erlebt die Premiere des neuen Typs W 11 mit Sechszylinder 10/55 PS Motor. Die ersten Wanderer-Wagen verlassen das neue Werk in Siegmar. 1929: Der Wanderer-Doppelflügel wird als Wahrzeichen gesetzlich geschützt. 1930: Zwei neue preiswerte Modelle mit den Namen "Vulkan" und "Wanderer-Vulkan" lassen das Fahrradgeschäft ansteigen. 1932: In Folge der Weltwirtschaftskrise gerät der deutsche Automobilbau in finanzielle Schwierigkeiten. Deshalb kam es zur Fusion der Horch-Werke AG aus Zwickau, der Audi-Werke AG aus Zwickau und der Zschopauer DKW-Werke zur Auto-Union AG. Von den Wanderer-Werken wurde die Automobilsparte gekauft und übernommen. Dieser Teil der Wanderer-Werke floß also in das neue Großunternehmen Auto-Union ein.
Auszeichnungen: |
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Stand: 1.1 03.11.07 | ||
© 2007 by Hellwig |