Text:
Jens J. Schuster
mit freundlicher Genehmigung
Der Theaterplatz, ursprünglich
Königplatz, ging aus der Umgestaltung des Neustädter Marktes hervor. Er bildete den
prunkvollen Abschluss der Königstraße. Er wurde in einer Zeit des
sprunghaften wirtschaftlichen Aufstiegs unserer Stadt in die Gruppe der
mächtigsten und reichsten deutschen Industriestädte zwischen 1906 und
1909 durch den Stadtbaurat Richard Möbius angelegt.
Sowohl die Anlage des Platzes selbst als auch die Bauweise seiner
Gebäude, ergeben ein für Chemnitz einmaliges, fast schon
aristokratisches Erscheinungsbild. Bedenkt man, dass am Platz des
heutigen "Chemnitzer Hofes" die Schillingschen Figuren "Vier
Jahreszeiten" standen und dahinter bereits der kleine Stadtpark
vis-à-vis der Technischen Staatslehranstalt (die heutige Technische
Universität) begann, ahnt man, wie "großzügig" die Stadt damals schon
mit dem besten Bauland im Stadtzentrum umgehen konnte. Am Königsplatz
zeigte Chemnitz sehr spontan und fast schon unbeherrscht etwas von
seinem sonst eher versteckten Reichtum und vielleicht auch ein wenig
Trotz gegenüber den anderen sächsischen Oberzentren Dresden und Leipzig.
Die Bauwerke auf dem heutigen Theaterplatz selbst wurden zu sehr
unterschiedlichen Zeiten errichtet. Das älteste unter ihnen ist die
Petrikirche aus dem Jahr 1888. Es folgten im Jahre 1909 das
Opernhaus
und das König-Albert-Museum. Die Bauarbeiten am Hotel Chemnitzer Hof
begannen im Jahre 1928, und es öffnete sich 1930 den Besuchern. In
jüngster Zeit wurde unter dem Theaterplatz eine kommunale Tiefgarage und
an der Stelle der ehemaligen großen Freitreppe ein Theatron errichtet.
Zunächst war nur das König-Albert-Museum geplant. Es wurde nach einer
Idee des Stadtrates und des Oberbürgermeisters Dr. Heinrich Beck zu
Ehren des 25jährigen Regierungsjubiläums und des 70. Geburtstages von
König Albert durch den Regenten selbst im April 1898 gestiftet. Schon in
der Planungsphase war man sich aber uneins, ob Chemnitz nun wirklich ein
Museum braucht oder man mit dem zur Verfügung stehenden Geld doch lieber
ein Theater errichten sollte. Diese Frage löste sich aber angesichts der
wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt von selbst - man baute einfach
beide Gebäude und den Platz dazu. Am 1. September 1909 wurden das neue
Museum und das Opernhaus in Anwesenheit des sächsischen Königs Friedrich
August feierlich eröffnet.
Interessant ist auch die Entwicklung des Platznamens. So wechselvoll wie
die Geschichte unserer Stadt war auch der Name des Königsplatzes.
Zunächst 1909 als Königsplatz begründet, erhielt er bereits 1922 den
Namen Theaterplatz. Die nationalsozialistischen Machthaber benannten ihn
1933 in Adolf-Hitler-Platz um und im Jahr 1945 erhielt er wiederum den
Namen Theaterplatz - den er auch bis heute trägt.
Das König-Albert-Museum war von Anfang an ein wirklich Stadtbezogenes
Museum. Viele in Chemnitz ansässige Vereine und Gesellschaften begannen
Ende des 19. Jahrhunderts mit der Anlage umfangreicher Sammlungen. Unter
ihnen zum Beispiel die "Naturwissenschaftliche Gesellschaft", der
"Verein Kunsthütte", der "Verein für Chemnitzer Geschichte" und der
Kunstgewerbeverein. Die Sammlungen wuchsen sehr schnell zu ansehnlicher
Größe und brauchten dringend einen professionellen Aufbewahrungsplatz
und die Möglichkeit zur Präsentation, um sie den Bürgern der Stadt
bekannt zu machen. Das alles bot das neue Museum.
Von den vielen Ausstellungen bei Eröffnung des Museum sind heute noch
die "Städtische Kunstsammlung" mit circa 50.000 Einzelstücken und das
"Naturkundemuseum" erhalten. Neben den ständigen Exponaten "Natur und
Landschaft der Region Chemnitz", dem "Insektarium" und nicht zu
vergessen der "Versteinerte Wald" an der Giebelseite des Gebäudes, gibt
es eine Reihe von Wanderausstellungen, die hier ihren Platz in unserer
Stadt finden. Vielleicht ergibt sich in dieser Jahreszeit der kürzer
werdenden Tage und des stürmisch-regnerischen Wetters eine Gelegenheit,
wieder einmal ins Museum zu gehen und hier vom Alltagsstress zu
entspannen.