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Wie die Sage erzählt, habe Kaiser Otto der Große im Jahre 938 da, wo die Jacobikirche steht, eine Kapelle errichten lassen und in den Grundstein eine Münze mit dem Bild des heiligen Jacobus gelegt. In der Kapelle war ein Marienbild aufgestellt, dem man wundertätiges Wirken zusprach. Dadurch bekam dieses Kirchlein großen Zulauf hilfesuchender Christen. Kurz vor 1143 wurde an der Stelle der Kapelle die Stadt- oder Marktkirche als romanische Saalkirche gebaut. Einer anderen Sage ist zu entnehmen, daß der Bauplatz moorig gewesen sei. Das Bauvorhaben erforderte deshalb, starke Pfähle in den Boden zu rammen. Dem Baumeister müssen aber hinsichtlich der Standfestigkeit des Gebäudes vermutlich Zweifel aufgekommen sein. Nach Vollendung des Baues soll er sich von oben herabgestürzt und somit diesen mit seinem Blut versiegelt haben. Ehrwürdigen Alters - man nannte sie wohl schon im 12. Jahrhundert erhebt sie sich am Markt hinter dem Rathaus, die früher auch Markt-, Haupt- oder Pfarrkirche genannt wurde. Sie stand in Patronatsbeziehung ursprünglich zu dem Benediktinerkloster auf dem Schloßberg. Sie teilte Leid und Freude der sich ausbreitenden Stadt, sie sah viel Großes und Schweres, ihre Glocken riefen vielen zur letzten Rast, zum Ausruhen in ihrem Gottesackerfrieden, sie sah vielmals Brand aufleuchten und Haus und Straße, ja manches Stadtviertel in Schutt legen. Ihre Orgel brauste Freunden und auch Feinden, mancher gelehrte, redekundige Pfarrherr kündete der andächtigen Menge die Herrlichkeit Gottes oder getröstete die Verzagten, wilde Soldateska hauste in ihren Mauern, und vom hohen Turme schaute der besorgte Bürger hinaus auf den Feind. Zwischen 1350 und 1365 erfolgte der Neubau als dreischiffige Hallenkirche mit hochgotischem Kreuzgewölbe. Durch Stadtbrände 1389 und 1395 teils stark zerstört, wurde sie neu errichtet, diesmal im spätgotischen Stil mit dreischiffigem Langhaus. Beim Brand am 5. November 1677 stürzte der Turm ein, ein neuer kam 1878 bis auf 60 m Höhe zur Ausführung. Als in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Baufälligkeit des Gotteshauses immer mehr zutage trat, ging man 1877 bis 1880 an eine vollkommene Erneuerung des Baues, die nach den Plänen des Kirchenbaumeisters Altendorff durchgeführt wurde. Die Hauptveränderungen bestanden in dem Wegreißen der entstellenden Anbauten, in der Erneuerung der Stirnseiten im gothischen Geschmack, in der Errichtung eines reich verzierten Westgiebels über der kreuzgewölbten Vorhalle, an dem die von Bildhauer Haendlers Meisterhand geschaffenen Apostelstandbilder angebracht wurden. Der früher freistehende, nicht im gothischen Geschmack gebaute Glockenturm von 60 m Höhe, der auf Pfahlrost steht und schon vor 1333 genannt ist, wurde zu einem Kirchenganzen durch einen 1885 errichteten Schwibbogen mit dem Hauptgebäude verbunden. Die vier Glocken klingen B D F B. Natürlich erfuhr auch das Innere der Kirche manche Umgestaltungen. Alt sind die mächtigen Pfeiler, die in einem rippengezierten Kreuzgewölbe zusammengreifen, alt ist auch das unter den Chorfenstern hinlaufende Maßwerk. Der reich geschnitzte Hochaltar, aus der Fabrik von Kühn in Altenburg wurde neu geschaffen, gleichfalls der von der Chemnitzer Firma Morgenstern & Schmidt hergestellte und gestiftete Taufstein, endlich die Kirchenfenster. Die Erneuerung im Jahre 1900 wurde durch die von den Herren Stadtbaurat Möbius und Oberbaurat Professor Gottschaldt geleitet. Gestühl und Emporen erhielten einen tiefrotbraunen Anstrich, reiche Vergoldung wurde an Altar, Orgel und Kanzel angebracht. Auch die Beleuchtungskörper wurden für Gasglühlicht eingerichtet, zum größten Teile aber ganz neu beschafft. Die Orgel, mit 62 klingenden Stimmen, 1888 von Friedrich Ladegast in Weißenfels neu erbaut, wurde 1903 für 5.000 Mark. mit einer Orgelpneumatik nach neuesten Grundsätzen und 1905 mit elektrischem Antrieb versehen. Der Westgiebel erhielt 1911/12 die heutige Gestalt mit Skulpturen der Apostel Jacobus, Johannes, Paulus und Petrus. Im Inneren verfügt der Sakralbau über das zwischen 1480 und 1485 geschaffene Heilige Grab und besaß den um 1504 geweihten, 1792 abgebrochenen Hochaltar. Aus der Kreuzigungsgruppe im Aufsatz des Hochaltars stammt die von Hans Witten 1504 geschnitzte Schmerzensmutter, eine spätgotische Plastik. In der Gruft der Kirche wurden beigesetzt: Abt Huanus von Rehburg; Superintendent Fues; Geistliche und Ratspersonen sowie im Dreißigjährigen Krieg und nach dem Siebenjährigen Krieg hier verstorbene Offiziere. Seit 1879 ist die Gruft zugemauert. Im Zweiten Weltkrieg brannte das Kirchenschiff aus, und das Dach stürzte stellenweise ein. Eine Wand trennt nunmehr den erhaltenen Chor von der Ruine des Kirchenschiffes, um dessen Wiederherstellung Bemühen sichtbar ist. |
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Stand: 2.0 04.01.10 | ||
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