Stadtwappen von Chemnitz          Chemnitz - im Wandel der Zeiten :: v.1.0 :: 01.10.03  
 
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2. Straßen und Plätze

Die Dresdner Straße

Der Gleisumbau am Dresdner Platz 1910
Der Gleisumbau am Dresdner Platz 1910

Das Gebäude des Arbeiter Samariter Bundes in der Glockenstraße 5
Das Gebäude des Arbeiter Samariter Bundes in der Glockenstraße 5

Die Nervenheilanstalt 1927
Die Nervenheilanstalt 1927

  Text: Wolfgang Uhlmann, Freie Presse

Eine wichtige Chemnitzer Ausfallstraße, die Dresdner Straße, fuhrt vom Stadtzentrum zur Stadtgrenze. Sie wurde einst als Poststraße nach Dresden bezeichnet, begann an der Augustusburger Straße und endete am späteren Dresdner Platz, 1847 sind im Adressbuch die Alte Dresdner Straße, das war die ehemalige Poststraße, und die Neue Dresdner Straße verzeichnet. Letztere verlief von der Äußeren Johannisstraße ebenfalls zum erstmals 1857 genannten Dresdner Platz. Ab 1858 erfolgte die Anlage der Äußeren Dresdner Straße, diese entsprach der heutigen Straßenführung ab Dresdner Platz bis zur Peterstraße. Die Weiterführung der Äußeren Dresdner Straße wurde als Dresdner Chaussee bezeichnet. 1872 vereinigte man beide zur Äußeren Dresdner Straße. 1890 erhielt die Alte Dresdner Straße den Namen Freiberger Straße. 1903 vereinigte man "Neue" und "Äußere" zur Dresdner Straße. Ein Jahr später, nach der Eingemeindung von Hilbersdorf, führte die Straße bis zur neuen Stadtgrenze.
Entlang der Dresdner Straßen wurden ab 1830 zunächst Wohnhäuser mit Geschäften, später auch Villen, Betriebe und öffentliche Gebäude errichtet. Die Ansiedlung von Betrieben begann erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Der im Vergleich zu anderen städtischen Industrieansiedlungen späte Zeitpunkt erklärt sich daraus, dass hier keine Wasserkraft zum Antrieb genutzt werden konnte. Erst mit dem Einsatz der Dampfmaschine erreichte man eine relative Unabhängigkeit bei der Standortwahl.
Das Spektrum der Betriebe war breit gefächert, es reichte von der Armaturenfabrik bis zu Zinkschmelzerei. An der Spitze stand der Maschinenbau, gefolgt von den Gießereien und den Webereien. Andere Firmen befassten sich mit der Herstellung von Aufzügen, Bierapparaten, chemischen Produkten, Drahtbürsten, Gartengeräten; Geldschränken, Handschuhen, Heizungsanlagen, Kartonagen, Kinderwagen, Konserven, Korbwaren, Miederwaren, Nadeln, Transformatoren, Verbandstoffe und Waagen, auch eine Brauerei fehlte nicht.

Der Dresdener Platz war jahrzehntelang ein Verkehrshindernis. Als 1858 die Eisenbahnstrecke nach Zwickau in Betrieb ging, führten die Gleise über den Dresdner Platz. Die Züge überquerten ihn im Schritttempo, voran lief ein Eisenbahner, der eine Glocke schwang, um so die anderen Verkehrsteilnehmer vom Herannahen des Zuges zu informieren. Nach 1903 wurde der Gleiskörper abgesenkt und der Dresdner Platz überbrückt

Der bedeutendste und interessanteste Maschinenbau-Standort an der Dresdner Straße war das Areal Nr. 48-52. 1858 verlegte Carl Christian Merkel seine 1850 gegründete Maschinenfabrik für Werkzeugmaschinen und Dampfmaschinen von der Stollberger hierher (damals Äußere Dresdner Straße 10), 1846 erfolgte der Umzug von Götze & Co., Hersteller von Spinnerei- und Dampfmaschinen, von der Zwickauer zur Dresdner Straße 6b und später ebenfalls nach der Äußeren Dresdner Straße. Ab 1856 firmierte das Unternehmen als Ernst und Theodor Wiede und ab 1872 als Aktiengesellschaft 1890 kaufte die Firma die benachbarte Maschinenfabrik C. G. Merket

1905 erwarb die Hannoversche Maschinenbau-Actien-Ge-sellschaft vormals Georg Egestorff das ehemalige Wiedesche Unternehmen. Von dieser übernahm am 01. April 1911 die Sächsische Maschinenfabrik, vorm. Richard Hartmann AG Chemnitz, den Betrieb und gliedert ihn nach Erweiterungsbauten als Zweigwerk 1 in ihr Imperium ein. Nach dem Konkurs der Sächsischen Maschinenfabrik mietete die Daimler-Benz AG einen Teil des Geländes von Nr. 48 und richtete eine Vertretung mit Reparaturwerkstatt ein. Aus ihm ging der Kraftfahrzeugreparaturbetrieb VEB Elan hervor.

Neben Betrieben entstand an der Dresdner Straße auch eine Reihe von Villen, so dass sich diese zum ersten Chemnitzer Villenviertel entwickelte. Davon zeugen noch heute einige Gebäude. 1862 ließ sich August Götze in unmittelbarer Nähe seiner Firma eine großzügige Villa errichten (heute Dresdner Straße 38). 1910 kaufte die Sozialdemokratische Partei, vertreten durch Emil Landgraf, das Grundstück und ließ darauf ein großes Druckereigebäude erbauen. Der Betrieb firmierte als »Volkstimme, Landgraf & Co., Buchdruckerei und Verlagsgeschäft".

Heute ist nur wenig vom einstigen Glanz der Dresdner Straße erhalten. Bleibt nur zu hoffen, dass noch einige Gebäude entlang der Straße saniert werden und dass das Contiloch keine Geschwister bekommt

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 Stand: 1.0     13.02.07
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