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Text:
Jens J. Schuster
mit freundlicher Genehmigung
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Der Chemnitzer Maschinenbau und seine Erzeugnisse genossen seit jeher einen besonders guten Ruf in der Welt. Aber auch ein anderes Chemnitzer Produkt, was nicht so recht zum "schmutzigen" Ruf der Stadt zu passen scheint, brachte es um die Jahrhundertwende zu einem hohen Ansehen - das Chemnitzer Bier. Ein mildes, weitgehend härtefreies Wasser, das handwerkliche Geschick der Chemnitzer Mälzer und Brauer und große, kühle Lagerkeller unter dem Kaßberg, sorgten für ein wohlschmeckendes, goldfarbenes Getränk. Das Chemnitzer Bier war zudem gehaltvoller als die meisten anderen deutschen Sorten. So zog es nicht nur die Chemnitzer selbst in die einheimischen Biergärten, sondern auch viele Bayern wußten unser Bier zu schätzen.
Damals war Chemnitz umringt von schönen Ausflugsgaststätten
und großen Biergarten, die an den warmen Tagen zur "kühlen Blonden", zum
Feiern und Tanzen einluden. So fiel es leicht, den grauen Alltag des
Stadtlebens hinter sich zu lassen. In diesem "Zeitensprung" sollen die
größten und schönsten Ausflugsgaststätten und Biergärten genannt werden,
welche es einst in Chemnitz gab. Die Geschichte des "Gasthofes Reichenbrand" begann noch einige Jahre früher. Als "Schenkgut" des Lehnrichters zu Reichenbrand gegründet (erste Erwähnung 1653), wurde es am Ende des letzten Jahrhunderts durch den Betreiber Oswald Wendler weiter ausgebaut. Das Gasthaus war gleichzeitig auch Treffpunkt des Chemnitzer Radfahrervereins "BLITZ" und des Reichenbrander "Box-Club 22". In Bernsdorf erinnert die Jägerschlößchenstraße an das alte "Bernsdorfer Jägerschlößchen". Diese Ausflugsgaststätte besaß einen Gesellschaftssaal, einen Biergarten und eine Kegelbahn. Sie mußte bereits in den 30er Jahren der Großkampfbahn weichen. Die Chemnitzer "Aktien-Lagerbierbrauerei zu Schloßchemnitz" erbaute die 1899 eröffnete "Waldschänke" im Zeisigwald. Ihr erster Betreiber war Herman Berthold. Zum brauereieigenem Bier wurden unter anderem deftige Wildgerichte, gereicht. Als "Zeisigwaldschänke" hat dieses Lokal die wechselvolle Geschichte bis heute überlebt und erreichte im Jahr 1999 ihr 100jahriges Jubiläum. Das "Bismarckschlößchen" erfreute sich Dank seiner Nahe zum "Bismarckturm" besonders großem Zulauf. Viele, die den Turm auf der Röhrsdorfer Höhe aufsuchten, um einen Blick auf ihr Chemnitz zu werfen, kehrten danach im kleinen Schlößchen ein. Sowohl Turm als auch Schlößchen teilten am Kriegsende das gleiche traurige Schicksal und wurden völlig zerstört.
Aber auch in unmittelbarer Nähe des Chemnitzer Stadtzentrums entstanden
große Gasthäuser und Biergärten. So im Jahre 1880 das
"Schloßteichrestaurant" in der Promenadenstraße 1. Es hatte den
Anspruch, das "schönste Gartenetablissement am Platze" zu sein. Neben
Biergarten bot es Gesellschaftssaal und Vereinszimmer. 1929 wurde es in
"Schloßteich-Gaststätten" umbenannt. Unweit von den Biergärten am Schloßteich befand sich die "Küchwaldschänke" an der Festwiese des Küchwaldes. Sie wurde unter der unter Führung des Stadtbaurates Richard Möbius errichtet und am 25. Dezember 1909 eröffnet. Heute befindet an ihrer Stelle die Freilichtbühne. Weitere große Chemnitzer Gastwirtschaften und Biergarten waren der "Wintergarten" in Schönau, das "Schützenbaus" in Altendorf, der "Goldene Löwe" in Oberrabenstein und der Gasthof "Ebersdorf" in der Frankenberger Straße. Leider sind fast alle der beschriebenen Gasthäuser und Biergärten heute aus dem Chemnitzer Stadtbild verschwunden. Die meisten von ihnen fielen bereits dem Bombenhagel am Ende des 2. Weltkrieges zum Opfer, einige stellten in der Zeit danach ihren Dienst ein. Wer die bayerischen Biergärten in München oder Nürnberg kennt, ahnt, was unserer Stadt damit an Schönem verlorengegangen ist. |
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Stand: 2.0 24.01.10 | ||
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